Meret Kracht bindet Blumenstrauß

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die Sache mit den Preisen

21.02.2022

Liebes Tagebuch,

Ich muss unbedingt mal wieder ein paar Gedanken mit dir teilen. Es geht dieses Mal ums Thema Kosten. Tatsächlich war das einer der Punkte, mit dem ich mich am schwersten getan habe: Preise für meine verschiedenen Werkstücke festzulegen. Schließlich spielen ganz unterschiedliche Faktoren dort mit hinein: zum einen gibt es natürlich die schwankenden Ausgaben für die Schnittblumen selbst. Was die wenigsten wissen: wie in so vielen Bereichen bestimmen Angebot und Nachfrage den Markt. Denn Schnittblumen werden an der Uhr versteigert. Daran liegt es übrigens auch, dass zum Beispiel rote Rosen zum Valentinstag teurer werden. Bei der Versteigerung ist die Nachfrage nach den roten Rosen natürlich viel höher als sonst. Aus der Notwendigkeit heraus, welche zu ergattern, treiben die Einkäufer die Preise dann automatisch hoch. Höherer Einkaufspreis gleich höherer Verkaufspreis. Soweit so logisch. 

Natürlich haben auch Faktoren wie die Jahreszeit einen Einfluss. Im Winter sind Schnittblumen oft teurer. Einige unserer floralen Lieblinge werden zum Beispiel in Holland angebaut, wo es im Winter natürlich nicht viel wärmer ist als hier bei uns. Die Gewächshäuser müssen geheizt werden. Da haben wir auch schon das nächste große Problem: aktuell wird alles teurer, Heizkosten inklusive. Da kann man sich ja mal kurz hochrechnen, wie teuer es ist so ein ganzes Gewächshaus den Winter über durch zu heizen. Für viele Gärtnereien lohnt sich das einfach nicht, so dass einige Gewächshäuser diesen Winter leer stehen bleiben. Da haben wir es wieder: Angebot und Nachfrage. Das Angebot wird geringer, die Nachfrage bleibt gleich was wiederum bedeutet: die Preise steigen. 

Auf den Wochenmärkten oder im Supermarkt gibt es vergleichsweise wirklich sehr günstige Schnittblumen. Ich muss zugeben, ich verstehe zum Teil selbst nicht wie das funktioniert. Ich denke, da geht es viel einfach um die Menge, die Qualität und die Arbeit, die man sich damit macht. Im Floristikfachgeschäft oder natürlich auch wenn ich einen Brautstrauß für meine Brautpaare binde werden die Schnittblumen liebevoll umsorgt. Sie werden alle einzeln entblättert, angeschnitten und bekommen immer frisches Wasser. Auf dem Markt oder auch im Supermarkt werden sie hingegen eingekauft und so wie sie sind einfach weiter verkauft. 

Da ist der nächste Kostenpunkt, der mit in meine Werkstücke fließt: meine Arbeitszeit. Einige sehen ein paar Blumen, die zu einem Brautstrauß gebunden werden. Doch dahinter steckt so viel mehr. Der Weg zum Großmarkt um die Blumen einzukaufen, die Zeit zum Anschneiden und zum Binden, für Mails und zum Teil mehrere Vorgespräche, meine Website, Instagram. Dazu kommen Kosten für Werkzeuge, Bänder und andere Materialien. Und dann noch meine ganze Liebe. Der Perfektionismus und Ehrgeiz, einen wunderschönen Strauß zu binden. All das gebe ich in meine Werkstücke hinein. Tja und dann stehe ich da: was soll das nun wert sein? Was darf es wert sein? Natürlich möchte ich nicht zu teuer sein, mich aber auch auf keinen Fall unter Wert verkaufen und am Ende des Tages ja, auch davon leben können. Gar nicht so einfach. Und tatsächlich habe ich schon alles an Reaktionen gehört, von „das ist mir leider zu teuer“ bis hin zu „so günstig verkaufst du deine Werkstücke?“. Die meisten kaufen schließlich das erste Mal einen Brautstrauß und haben wenig Vorstellungen, was sowas kostet. Am schlimmsten ist jedoch dieser Satz „Nur weil Hochzeit davor steht, kostet es gleich das dreifache?“ Naja, nur weil Hochzeit dran steht, geben wir uns auch mindestens drei mal so viel Mühe und haben eben auch drei mal so viel Arbeit damit. 

Ein letzter Gedanke zum Thema Blumenpreise, der mit meinen Hochzeitssachen zwar wenig zu tun hat, mich aber trotzdem beschäftigt: Zu einem Kunden, der sich über steigende Preise beschwert hat, sagte meine Chefin mal: „Wir alle würden die Blumen gerne so teuer verkaufen, dass unsere Angestellten einen vernünftigen Lohn bekommen können, aber dann käme gar kein Kunde mehr zu uns“. Es ist kein Geheimnis, dass Floristen nicht zu den Top-Verdienern gehören. Und ich denke auch in unserer Branche geht es da ein wenig um den Konsumrausch. Die Leute wollen Blumen, das ganze Jahr über und am besten zu niedrigen Preisen. Hinterfragt einer, wo die Blumen her kommen? Was die Floristen, oder noch schlimmer die Menschen, die die Schnittblumen anbauen, dafür verdienen? Ich denke nicht. Wie bei so vielen Themen glaube ich manchmal dass es für unsere Erde und auch für unsere Branche gar nicht so schlecht wäre, wenn Blumen wieder eher zu einem Luxus-Gut werden, was man sich nicht jede Woche einfach eben kauft, sondern wozu man sich bewusst zwischendurch entscheidet. Frei nach dem Motto: „das gönne ich mir jetzt mal“. Weniger kaufen und dafür mehr bezahlen, für bessere Bedingungen und höhere Qualität. 

Gar nicht so einfach sage ich dir…

Meret KRacht hält Blumenstrauß in der Hand

deine Meret